LaTeX ist ein enorm leistungsfähiges Stück Freier
Software, das jahrelange Erfahrung auf sich vereinen
kann. Professioneller Textsatz ist damit ohne weiteres
möglich. Meine Diplomarbeit ist komplett mit LaTeX entstanden
und die dazu benutzten Hilfsprogramme sind soweit möglich als
freie Software verfügbar.
Ich benutzte eine
GNU/Linux-Installation (Debian 3.0 Woody) mit der
teTeX-Distribution v.1.0.7. Als Editor kam der GNU Emacs
v.21.2 zum Einsatz, welcher auch zu sonstigen Zwecken kaum
entbehrlich ist. Diese Web-Seite wurde auch im Emacs
editiert, seine zahlreichen Modi und Validierungsfunktionen
sind einfach Gold wert und ich kann ihn nur empfehlen. Auch
ohne viel Vorkenntnisse kann man gleich losschreiben, und die
eingebauten Features werde ich wohl auf unabsehbare Zeit nicht
alle entdecken. Zur Verdeutlichung habe ich Screenshots online gestellt.
Die hohe Stabilität, Aktualität und Zuverlässigkeit des
Systems sorgen für eine außerordentlich effiziente
Arbeitsumgebung.
Zur Erzeugung des PDF-Dokumentes kam pdfTeX zum Einsatz, das der Distribution beiliegt. Es wird stetig weiterentwickelt und ist erst im Sommer 2002 in der Version 1.0 freigegeben worden. Eine aktuelle Version zu verwenden empfiehlt sich unbedingt! Mit pdfTeX können TeX-Dokumente direkt (ohne den üblichen Zwischenschritt über DVI bzw. PostScript) als PDF gesetzt werden. In Verbindung mit dem Paket hyperref bieten sich auch zahlreiche Möglichkeiten zur Erstellung von Hypertextdokumenten.
Das System der direkten Textauszeichung wirkt auf den ersten Blick wenig benutzerfreundlich und lernintensiv, jedoch werden bereits nach einer kurzen Einarbeitungszeit die Vorteile dieses Systems gegenüber WYSIWYG-Systemen offenbar. Zwar hält sich LaTeX nicht immer an die strikte Trennung zwischen Inhalt und Form, aber es wird deutlich, dass mit eben dieser Arbeitsweise dem Autoren eine Menge Arbeit abgenommen wird. So blieb mir ein stundenlanges Feilen am richtigen Layout erspart, ich griff einfach auf typographisch hervorragend gestaltete Vorgaben zurück. So wird also deutlich, dass es im Gegensatz zur obigen Annahme viel komfortabler ist und weitaus stärker die Gedankengänge unterstützt, die gewünschten Strukturbezeichnungen direkt in den Text zu schreiben, anstatt ständig mit dem Layout konfrontiert zu sein.
Hervorragend ist auch die Behandlung der internen Referenzen und somit der gesamten Integrität der Dokumente. Durch die kombinierte Anwendung von LaTeX, geeigneten Editor-Unterstützungspaketen und Hilfsprogrammen wird eine äußerst hohe Konsistenz erreicht. Emacs-Macros, die etwa über RefTeX zur Verfügung gestellt werden, sorgen für eine gleichermaßen komfortable wie konsistente Behandlung der Texteingaben. Dadurch werden Eingabefehler im Keim erstickt. So ist es zum Beispiel bei der korrekten Verwendung von BibTeX zwingend notwendig, für die Einbindung von Zitaten die jeweilige Literatur bereits beim ersten Zitat in einer zumindest minimalen bibliographischen Form vorliegen zu haben. Somit ist die Einheitlichkeit der Zitate wie auch sonstigen Verweise zu 100% gewährleistet. Die DIN-Norm-gerechte Formatierung des Literaturverzeichnisses geschieht mit dem Dinat-Paket gar völlig automatisch. Lediglich die BibTeX-Datei muss korrekte Einträge besitzen. Hier ist es sehr wichtig, auf korrekte Maskierung der Umlaute und Großbuchstaben zu achten!
Glücklicherweise gibt es eine sehr hilfsbereite Community, die
mit ihrem Wissen unschätzbare Dienste leistet. TeX User Groups
beschäftigen sich weltweit mit LaTeX. In Deutschland ist das
DANTE, die Deutsche
Anwendervereinigung TeX. Auf ihrer Internetseite bietet sie
zahlreiche weiterführende Informationen. Eine höchst aktive
deutsche Mailingliste dazu existiert, ebenso eine Newsgroup
(vgl. dazu LaTeX :
Einführendes).
Somit liegt also die Verantwortung
ganz bei einem selbst, doch wer es in Angriff nimmt, findet
jederzeit hilfsbereite Personen. Vielleicht gibt es ja im
eigenen Studiengang Interessierte, mit denen der Austausch
klappt.
Unvermeidbar ist also eine eigene Beschäftigung mit der Materie, die jedoch durchaus zu bewältigen ist. LaTeX und alles darum herum ist hervorragend dokumentiert, einführende Literatur existiert (empfehlenswert: die Bücher von Helmut Kopka, erschienen bei Addison-Wesley). Es lohnt sich! Bevor ich noch weiter mit Word herumgestochert hätte, habe ich viele Sachen um einiges eleganter mit LaTeX gelöst. Zeitersparnis hat es mir letztendlich nicht gebracht, denn obwohl ich mich nicht mit verspringenden Fußnoten, zeitaufwendigen Absatzformatierungen und Inkompatibilitäten beschäftigen musste (eben Word-Eigenheiten), gab es natürlich viel zu entdecken und zu experimentieren. Durch die direkte Beschäftigung am Code ist das aber viel transparenter und spannender als die Fehler im Word-Dokument nachzuvollziehen!